Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2532 (07.52 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2502 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 114.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143.10. EUR-CHF oszilliert bei 1.2038.

Grundsätzlich freut es den Analysten, wenn Prognosen richtig waren. Wenn die Prognosen für Wirtschaft und Gesellschaft jedoch negative Entwicklungen mit sich bringen ist das definitiv nicht der Fall. Es betrübt schwer, wenn explizite Warnungen zum rechten Zeitpunkt ein allzu hohes Maß an Ignoranz erfuhren und weiter erfahren.


Das "Konjunkturkind" ist in der EU (mit weitest gehender Ausnahme der Reformländer!) in den Brunnen gefallen und fällt weiter, da Exitstrategien in geopolitischen Fragen Mangelware sind. Der Boden des Brunnens ist bezüglich der Diskussion über eine Verschärfung der Sanktionen gegenüber der Ukraine noch nicht erkennbar.


Die Begründung der negativen Anpassung der Wachstumsprognosen der EU bezieht sich maßgeblich auf die Folgen der Geopolitik (= EU-Außenpolitik), vornehmlich dem Ukrainekonflikt und darüber hinaus der prekären Lage im Nahen Osten. Herr Gabriel sprach gestern vor den Arbeitgebern von äußeren Einflüssen, die die Konjunktur belasten. So kann man das auch bezeichnen.


Die Kosten bezüglich entfallenden Wachstums beziffern sich im Rahmen der Prognoseanpassungen 2014/2015 für die Eurozone auf 1% des BIP (Deutschland 1,4%) oder circa 100 Mrd. Euro (Deutschland circa 35 Mrd. Euro). Damit einher geht entsprechend geringeres Steueraufkommen, geringere Beschäftigung und geringere Lohnsummenausweitung, in Kürze Verlust an Wohlstandspotential.


Diese Prognosen inkludieren nicht eine Verschärfung der Krisensituation, sondern spiegeln die Extrapolation des aktuellen Status Quo.


In den Ländern der EU, in denen der Osthandel eine noch bedeutendere Rolle als in Deutschland spielt, ist die konjunkturelle Konsequenz noch schärfer. Vor diesem Hintergrund sind die Einlassungen des österreichischen Kanzlers verständlich. Österreich hat sich im Gegensatz zu Deutschland und den USA gegen weitere Russland-Sanktionen ausgesprochen. "Wir sind entschlossen der Meinung, dass Gespräche unter Einbeziehung Russlands der richtige Weg sind", sagte Bundeskanzler Faymann (Markit Index Produktion Österreich 46,9!).


Auf englisch heisst es bezüglich der Konsequenz aus Handeln: "You are paying the piper!"


Hinsichtlich der Prognoseanpassungen verweisen wir auf das Post Scriptum am Ende des Kommentars.


Die Republikaner eroberten eine Mehrheit im Senat und bauten ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus aus. Damit kontrollieren die Republikaner erstmals seit 2006 beide Kongresskammern. Die äußerst unversöhnlichen und zum Teil haßerfüllten Positionen zwischen Obama und Demokraten einerseits und den Republikanern andererseits liefern eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es nicht zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Kongress und Präsident trotz einiger Beteuerungen am Wahlabend kommt.


Damit wird es voraussichtlich in den USA nicht zu strukturellen Erneuerungen kommen, die bezüglich der Nachhaltigkeit der konjunkturellen und gesellschaftlichen Entwicklung dringend erforderlich wären. Wir sind gespannt, wann sich die Märkte um diese strukturellen Defizite in den USA kümmern werden. Es ist nicht eine Frage des "ob", sondern des "wann" (Aristoteles …). Was nun Herr Obama?


In den Geldoasen des Nahen Ostens gibt es vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung um globale Machtfragen interessante Tendenzen:
Das maßgeblich auf Investitionen in Europa ausgerichtete Emirat Katar will in Asien aktiv werden. Der Staatsfonds plant in den nächsten fünf Jahren 15 bis 20 Mrd. Dollar in der Region zu investieren. Man sei laut der Qatar Investment Authority (QIA) auf der Suche nach neuen Partnern. Zunächst plant der Vermögensverwalter, mit dem chinesischen Staatskonzern Citic einen zehn Milliarden Dollar schweren Fonds aufzulegen.


Die EU sollte die in diesen Meldungen inkludierten Zwischentöne bezüglich der für Wirtschaft wichtigen Kapitalströme genau analysieren …


Wenden wir uns den gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten zu:
Die Erzeugerpreise legten in der Eurozone per Berichtsmonat September um 0,2% im Monatsvergleich zu. Die Prognose lag bei 0,0%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -1,4% (Prognose -1,5%). Hinsichtlich der wegbrechenden Ölpreise und den sich daraus ergebenden Folgen ist auf absehbare Zeit keine Trendwende erkennbar.

Die US-Handelsbilanz lieferte negative Entwicklungen. Per Berichtsmonat September weitete sich das Defizit von zuvor 40,0 Mrd. USD auf 43,0 Mrd. USD aus. Hintergrund waren maßgeblich sinkende Exporte. Importe waren im Monatsvergleich unverändert. Im Bereich Energie (Petroleum) lag das Defizit bei 14 Mrd. USD. Vor vier Jahren per September 2010 stellte sich dieses Defizit noch auf 21,7 Mrd. USD. Chronische Defizite bleiben uns hier trotz Fracking und Shale erhalten.

Die Auftragseingänge für die US-Industrie sanken per September erwartungsgemäß im Monatsvergleich um 0,6% nach -10,0% im Vormonat. Wir interpretieren diese Entwicklung als Reaktion auf den starken Juliwert (+10,5%). Damit ist dieser Anstieg per Juli, beruhend auf Großorders für Flugzeuge, vollständig neutralisiert. An diesen Daten wird deutlich, dass die Struktur der US-Industrie unvermindert unausgewogen ist.

Derzeit ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2650 neutralisiert den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!


P.S.: Prognosen der EU-Kommission zu BIP, Arbeitslosigkeit und Haushaltsdefizit

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